„Lernort contra Musentempel“ – dieser Tagungstitel von 1975 verfestigte sich zu einer vielen Museumsfachleuten geläufigen Redewendung: Als Reaktion auf eine in der Bundesrepublik Deutschland beschriebene „Bildungskatastrophe“ setzte sich die Auffassung durch, dass Museen eine verpflichtende Vermittlungsaufgabe haben. Die Etablierung und Akzeptanz der Museumspädagogik ist deswegen direkt mit der zeitgleichen Museumskrise und den Kontroversen um die Museumsaufgaben verknüpft.
Diese Untersuchung führt die publizistische Ebene dieser Debatte mit einer Quellenstudie zu drei vehement diskutierten Ausstellungen (Historisches Museum Frankfurt, Römisch-Germanisches Museum Köln, „Zeit der Staufer“ in Stuttgart) und mit neu erhobenen Daten zu zwei museumspädagogischen Initiativen in Nürnberg und Worms zusammen. Sie blickt als historische Diskursanalyse auf Mentalitäten, Bildungs- und Kulturverständnisse in diesen Auseinandersetzungen und bezieht wichtige Kontexte ein wie die wachsende Finanzknappheit der Kommunen, bestimmte politische Strömungen sowie Verschiebungen zwischen den Bezugswissenschaften der Museumsarbeit.
Die bundesdeutsche Museumskontroverse der 1970er-Jahre fokussierte auf „historische“ Museen und Ausstellungen, mit Auswirkungen auf die Geschichtsdidaktik und Geschichtskultur. Positionen in den damaligen Konfliktfeldern gingen deshalb über die Museumsarbeit hinaus und sind bis heute in dieser Breite relevant.
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