Reihe: Leipziger Impulse zur Museumspraxis, hrsg. von Markus Walz, Band 1
Die heutigen und zukünftigen älteren Menschen leben länger, gesünder und sind zudem besser gebildet als ihre Vorgänger. Viele von ihnen wollen am kulturellen Leben teilnehmen, sich einbringen mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen, anderen Menschen begegnen, sich austauschen und aktiv bleiben. In all diesen Punkten sowie in den zeitlichen Ressourcen der Älteren liegt ein enormes Potenzial für kulturelle Einrichtungen im Besonderen und für alle Museen im Speziellen. Doch können Museen den Bedürfnissen und Wünschen älterer Menschen gerecht werden? Im Rahmen der vorliegenden Publikation wird untersucht wie seniorengerecht ausgewählte Museen sind. Dabei ist die Frage durch die Heterogenität des Personenkreises der Älteren nicht linear, sondern nur mehrdimensional zu beantworten. Mit Hilfe der Forderungen von Verbänden und Behörden, welche für ältere Menschen organisiert und tätig sind, wurden Dimensionen der Seniorengerechtheit gebildet. Im Verlauf der Publikation werden diese ausführlicher betrachtet und in Form einer Leistungsanalyse anhand eines Kriterienkataloges werden zwölf Museen daraufhin eingehend untersucht. Die Analysen haben ergeben, dass sich Museen keine konkreten Gedanken im Besonderen zu seniorengerechten Anfangszeiten der Veranstaltungen und zur Barrierefreiheit machen. Positiv hingegen fällt auf, dass die Museen gut angebunden sind und älteren Menschen Begegnungsmöglichkeiten sowie Partizipation bieten. Insgesamt scheint ein Umdenken der Museen hin zu einer Seniorengerechtheit nicht zu erfolgen, denn häufig wird der Seniorengerechtheit durch externe Faktoren wie dem musealen Selbstverständnis und normativen Vorgaben eher zufällig entsprochen. Die vorliegende Publikation versteht sich dabei nicht als „abgeschlossenes“ Werk. Vielmehr soll sie die Beschäftigung mit den Bedürfnissen und Wünschen älterer Menschen fördern und Anregung geben, sich mit der wichtigen Thematik des seniorengerechten Museums auseinanderzusetzen. Es ist an der Zeit, dass die deutschen Museen Seniorengerechtheit als Aufgabe entdecken. Dies gilt umso mehr, weil ältere Menschen keine zahlenmäßig geringe und schwer erreichbare Randgruppe sind. Ältere Menschen haben Zeit, um anspruchsvolle Bildungs-, Kultur-, und Freizeitangebote anzunehmen und wollen ihr gesammeltes Wissen sowie ihren Erfahrungsschatz an kommende Generationen weitergeben. Damit sind sie nicht nur potenzielle Museumsgäste, sondern auch wertvolle ehrenamtliche Mitarbeiter und unschätzbare Multiplikatoren.