Reihe: Excellence in Teaching and Learning, hrsg. von Ulrike Steierwald, Band 3
Beschreibung:
Kaum ein Thema beherrscht Nachrichten, Feuilletons und Online-Medien anhaltender als die Risiken der seit einigen Jahren exponentiell wachsenden Datenmengen und Informationsflüsse, die nicht nur für den Einzelnen in seiner persönlichen, privaten Integrität, sondern auch für politische Systeme – demokratische wie totalitäre – brisant geworden sind. Die Drohung „Big Brother is watching you!“ in George Orwells utopischem Roman 1984 ist vielen präsent, wenn es um die totalitäre Überwachung und zerstörende Fremdbestimmung des Menschen geht. Angesichts der Entwicklungen der heutigen Informationsgesellschaft geht der Autor des vorliegenden Buches einen Schritt weiter und deckt die Machenschaften einer ganzen „Bruderschaft“ auf: der Big Brotherhood als kaum durchschaubarer Allianz staatlicher, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Interessengruppen. Dabei stellen Kunden und User diesen Datensammlern und -kontrolleuren in exhibitionistischer Art und Weise oder unfreiwilliger Selbstentmündigung Unmengen persönlicher Informationen zur Verfügung. Auch in Orwells Roman wird nicht allein der totalitäre Überwachungsblick des Diktators Großer Bruder zum Verhängnis des sich dagegen auflehnenden Protagonisten; erst die Intrige einer als Widerstandsgruppe getarnten, jedoch systemtragenden Bruderschaft führt zum tödlichen Ausgang des Plot. So wird 1984 nicht als altbekannte Folie zitiert, sondern zu einer neu gelesenen, politischen „Quelle“. Auch wenn heutige demokratische Gesellschaften keine totalitäre Überwachung anstreben und die Grundlagen des Datenschutzes juristisch legitimiert sind, bilden sich doch hochproblematische Allianzen zwischen den Regierungen und den die persönlichen Kundendaten auf dem digitalen Markt nutzenden Unternehmen. Auf fast allen Rechtsgebieten (Abhörung, Rasterfahndung, Vorratsdatenspeicherung etc.) hat der Staat sich juristische Vorbehalte eingeräumt, um mit dem traditionsreichen Sicherheits-Argument Souveränität und Gewaltmonopol zu wahren. Schließlich ist das Internet selbst aus dem Netz eines staatlich-militärischen Informationssystems entstanden. Fatalerweise verfügen heute aber nicht nur die bekannten Firmen Google oder Facebook, sondern auch andere globale Unternehmen über erheblich mehr personenbezogene Daten als der Staat selbst. Und diese Schnittmengen und Grauzonen lassen sich präzise als „Brotherhood“ analysieren. Eine „Privatsphäre“ – die im Netz niemals im Sinne einer Anonymität bewahrt werden kann – wird nur zu retten sein, wenn sich das „Ich“ nicht permanent und offensiv als Ware anbietet, sondern das Grundrecht auf Selbstbestimmung immer wieder einklagt.
29,90 €